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Dies ist ein Gastbeitrag von Jack.
Vielen Dank dafuer 😊
Also, das hier war fuer meine letzte Reli-Arbeit. Hat auch unheimlich
viel Spass gemacht, das zu schreiben - gut, die meiste Arbeit hatte
mein Vater 😐
Es soll vielleicht etwas zum nachdenken anregen und wenn man denn den
Sinn verstanden hat, dann kann man ja mal ueberlegen, ob unsere
Gesellschaft nicht irgendwie schon auf dem gleichen Weg ist.
In diesem Sinne viel Spass!
Wie die Kellerasseln ihren Glauben verloren #
Die Kellerasseln (porcellio scaber) lebten damals in zufriedenen Gemeinschaften hoch oben in den Bergen, wo die Luft am klarsten war. Sie hatten goldene Fluegel und jagten in den offenen Landschaften den Sonnenstrahlen hinterher, von denen sie lebten. Deswegen hatten sie den Namen Lichtasseln. Sie trafen sich regelmaessig in der Gemeinschaft. Sie nahmen das Mahl gemeinsam ein und brachen das Brot zusammen. Sie wendeten sich den Kranken zu, sie teilten ihre Gueter und ihr Habe untereinander. Ihre Versorgung aus dem Gemeinschaftsbesitz was Aufgabe aller. Sie nahmen gemeinsam Speise mit Freude und lebten in Harmonie zusammen.
Eines Tages trat einer von ihnen in ihre Mitte und stellte sich auf
einen kleinen Huegel. Diese Geste war sehr geschickt gewaehlt, denn
alle andern mussten so zu ihm aufblicken, waehrend er auf sie
herabschaute. Da er sich zudem clever vor den Strahlen der Sonne
positioniert hatte, wirkte er auf die umstehenden, augenblinzelnden
Lichtasseln wie ein Gesandter des Himmels. “Ich bin’s, der sich
Bischof nennt. Bis heute habt ihr bruederlich gehandelt und gelehrt.
Diese Botschaft wird die Welt aber nicht verstehen. Es ist wichtig,
die Einmaligkeit unserer Gesellschaft von Amtswegen in die Welt zu
tragen, da sie Unwissenden da unten unser Beispiel allein nicht
verstehen werden. Werft euere Fluegel ab und geht da unten in alle
Richtungen! Verkuendet den Gedanken unserer Gemeinschaft! Lasst keine
anderen Argumente aufkommen! Unsere Leben ist das wahre Leben! Und
sorgt dafuer, dass alle von dem leben, von dem auch wir leben.”
Die Lichtasseln waren begeistert ueber diese Botschaft. Da sie gewohnt
waren, dass einer dem anderen vertraute, zweifelten sie nicht an den
Worten dessen, der sich Bischof nannte. Und die Tatsache, dass er
einer der ihren war, aus ihrer Mitte kam, erfuellte sie mit Stolz. Es
gab keinen Zweifel an der Richtigkeit seiner Worte.
So legten die Lichtasseln ihre Fluegel ab und machten sich einzeln in
alle Richtungen auf den Weg. Sie stiegen die Berge hinab, ueberwanden
dabei die Grenze des ewigen Weisses. Sie kamen in seelenlose Gebiete
aus Schutt, Schmutz und allen moeglichen Hinterlassenschaften einer
unfertigen Natur. Und je mehr Weg die einzelne Lichtassel auf ihren
kleinen Fuessen hinter sich brachte, umso mehr Schmutz und Dreck
sammelte sich auf ihrem Koerper.- Es war fast so, als waere die Natur
eifersuechtig auf die bis dato so gluecklichen Geschoepfen der
Schoepfung und als ob sie diese deswegen mit all ihrem Restdreck
bewerfen wuerde. Als die Lichtasseln einzeln bei den anderen
Geschoepfen der Erde ankamen, hatte sich ihre Gestalt drastisch
gewandelt: Aus dem einst engelsgleichen Wesen war ein gekruemmtes,
schuppiges schwarz-graues Tier geworden. Ihre Augen, ja ihr ganzes
Gesicht war unter einem harten Dreckpanzer verborgen.
Und wie der Bischof ihnen geheissen hatte, stellte sich jede
Lichtassel einzeln vor die Geschoepfe: “Hoert zu, Geschoepfe. Ihr
muesst so leben wie wir, Nur dann koennt ihr gluecklich sein. Ihr
sollt euch nur noch von den Strahlen der goldenen Sonne ernaehren. Der
Himmel wird euch ernaehren. Einer soll des anderen Bruder sein. Ihr
sollt alles miteinander teilen. Der eine soll dem anderen helfen. Ihr
sollt euere Kranken nicht im Stich lassen.”
Die Geschoepfe sahen staunen die Lichtassel an. Es trat eine
nachdenkliche Ruhe ein. Dann loesten sich aus der versammelten Runde
eine kleine Gruppe und kamen auf die Lichtassel zu. Einer von ihnen
erhob die Stimme und sagte: “Du bist haesslich. Wir wollen nicht
haesslich sein. Du versteckst deinen Kopf unter einer dicken
Schmutzschicht. Wir moechten nicht schmutzig sein. Du erzaehlst von
einer gluecklichen Gesellschaft, aber wir sehen nur dich allein. Du
erzaehlst vom Fliegen. Wir sehen aber keine Fluegel. Du erzaehlst von
dem, der dich gesendet hat. Wir aber sehen keinen Messias. Wir aber
muessen arbeiten, wenn wir nicht verhungern wollen. Wir aber muessen
kaempfen, wenn wir unser Habe nicht verlieren wollen. Wir aber muessen
toeten, wenn wir leben wollen. Wir koennen mit deiner Botschaft nichts
anfangen.” Die Geschoepfe drehten sich um und liessen die Lichtassel
einsam zurueck.
So wie dieser Lichtassel erging es jedem der gesandten Botschafter.
Sie hatten den Auftrag des Messias nicht ausfuehren koennen. Sie
beschlossen, nicht mehr in die Berge zurueckzukehren. Nach diesem
Versagen wollten sie ihr Leben ganz unten verbringen und als Zeichen
ihres Versagens gaben sie sich den Namen “Kellerassel”. Und seit
dieser Zeit richteten die Kellerasseln ihren Blick nach unten. Sie
leben versteckt unter Steinen und Gebuesch. Sie bevoelkern die Waelder
und siedeln auch nahe den Geschoepfen in Kellern, Gaerten, Staellen
und Komposthaufen. Und seit diesem unseligen Ereignis tragen sie einen
schwarzen Panzer, der sie von allen Einfluessen von oben schaetzen
soll. Und wenn sie doch einmal jemand wieder entdecken sollte, rollen
sie sich zusammen oder stellen sich tot. Das tun sie, damit niemand
ausserhalb ihrer Art in ihr Gesicht blicken kann. Denn er wuerde
erkennen, dass die Kellerasseln ihren Glauben verloren haben!
– by HAW and Jack
Beitraginfos
2008-03-30, 21:09:45
2020-03-20, 11:53:57
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